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Der TinniSynth - die Theorie

Beim TinniSynth handelt es sich um ein sehr innovatives (zum Patent angemeldetes) Verfahren, bei dem synthetische Klänge erzeugt werden, die genau auf die eingestellte Tinnitus-Frequenz abgestimmt sind. Die Idee entstand, als bei dem auf den vorigen Seiten beschriebenen Verfahren, gefilterte Musik zur Verminderung des Leidens anzuwenden der Wunsch aufkam, mehr "bessere" Musik zu verwenden. Dabei befanden Patienten, dass die meiste Musik nicht "passte", weil sie zu wenige Spektral-Anteile im relevanten Frequenz-Bereich (um die Tinnitus-Frequenz herum) enthielt.

Also mit anderen Worten, der Effekt, der durch Konsumieren gefilterter Musik erreicht werden kann, ist um so stärker, je mehr Anteile im Spektrum der Musik sind, die sich in der Nähe der Tinnitus-Frequenz befinden. Das ist auch logisch, und unser Regenmacher funktioniert wohl auch deshalb so gut, weil er viele Komponenten im höheren Frequenz-Bereich enthält, also in dem Spektral-Bereich, in dem in der Regel auch das Tinnitus-Pfeifen bzw. Rauschen wahrgenommen wird.

Der TinniSynth synthetisiert Klänge, deren Obertöne die Tinnitus-Frequenz beinhalten. Die Tonhöhe dieser Töne wird genau so berechnet, dass jeder erzeugte Klang immer auch die Tinnitus-Frequenz als Oberton enthält. Unser Ohr ist sehr stark auf das natürliche Oberton-Spektrum trainiert, ja, wir nehmen tonale Klänge seit unserer Geburt so wahr. Daher ist das Gehirn sehr auf diese mathematisch genau definierten ganzzahligen Vielfachen des Grundtons ("Note") trainiert, sodass es fehlende Information auch dann ergänzt, wenn sie nachweislich nicht vorhanden ist! Ein beliebtes Experiment ist, einen Ton zu erzeugen, der aus dem Grundton und einer Reihe von solchen natürlichen Obertönen besteht; nehmen wir nach einiger Zeit den Grundton (einzelne Sinus-Schwingung) komplett weg, wird dieser Grundton dennoch eindeutig wahrgenommen, obwohl er nachweislich nicht mehr vorhanden ist. Diese phänomenale Leistung des Hörsinns (Ohr und Gehirn) macht sich der TinniSynth zu Nutze.

Klicken Sie nun den "Start" Knopf. Sie werden nach dieser beeindruckenden Einleitung vielleicht zunächst enttäuscht sein, weil es kein epochales Meisterwerk, sonder nur eine Anzahl (vier) leicht schräg anmutender Töne wechselnder Tonhöhe zu hören gibt.

Der leicht "schräge" Charakter der Töne liegt darin begründet, dass die natürlichen Obertöne nicht wirklich dem 12-Ton Schema entsprechen, welches wir ebenfalls von Geburt an gewohnt sind. Diese Skala nennt man "wohltemperiert", weil sie es ermöglicht, gleichartig über verschiedenen Tonarten zu "modulieren". Daher hat man eine Oktave in 12 gleiche Teile (Halbtöne) geteilt, die jeweils ein 12tel Oktave Abstand voneinander haben. Bei der natürlichen Oberton-Reihe ist der Abstand aber immer ein ganzzahliges Vielfaches der Grundfrequenz.

Auch wenn das etwas viel Theorie und Mathematik ist: wir können nur Töne ganz bestimmter Tonhöhe verwenden, wenn wir sicherstellen wollen, dass die Tinnitus-Frequenz im Klang als Oberton erhalten ist. Das versuchen auch z.B. die sog. "Barbershop Quartets", Vokal-Quartette ("a capella" Chöre), bei denen es eine "normale" Hauptstimme gibt, die "wohltemperiert" singt, während die anderen Stimmen so genau eine Harmonie bilden, dass sie einen gemeinsamen Oberton herausarbeiten, um einen besonders reinen Harmonie-Klang zu erzeugen.

Jetzt wollen wir aber schauen, was wir damit in der Praxis anfangen können.


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